
Die Sprache der Macht: Das „Wir“ als Machtinstrument
Jeder, der Menschen führt oder auf sie einwirken möchte, sollte mit Sprache umgehen können. Denn sie ist, gekonnt eingesetzt, unser wichtigstes Instrument um zu überzeugen, zu motivieren oder auch um Macht auszuüben. Eines der machtvollsten Wörter ist das kleine, eher unscheinbare Wörtchen „wir“.
Das Wir-Gefühl
Führungskräfte, die von „wir“ oder „uns“ sprechen, haben vor allem ein Ziel: durch ihre Sprache Verbundenheit zu erzeugen. Denn dieses „Wir-Gefühl“ ist eines der stärksten Fundamente der Macht. Dabei ist es keineswegs verwerflich, wenn man als Führungskraft das „wir“ verwendet, wenn man in erster Linie eigene Interessen durchsetzen möchte. Wichtig ist nur darauf zu achten, dass sich die Mitarbeiter nicht auf den Arm genommen fühlen.
Handelt dieses „wir“ ganz eindeutig gegen die Interessen des Teams, kann es schnell ins Gegenteil umschlagen. Bedeuten die „hochgesteckten Ziele“, die „wir“ erreichen möchten, für die meisten in erster Linie Überlastung und Stress, wird das die Position der Führungskraft eher schwächen und im Team eine innere Abwehr hervorrufen.
Der Vorteil für diejenigen die führen, ist beim Erzeugen eines Wir-Gefühls immens: Man kann sich selbst ohne Bedenken aufwerten. Denn jeder, der zu dieser Gruppe gehört, ist ja ebenfalls mit den schmeichelhaften Zuschreibungen gemeint.
Die Sprache der Macht: Vom Wir zum Ihr
Die eigentliche Macht des „wir“ zeigt sich vor allem dann, wenn man es als Führungskraft schafft, daraus ein „ihr“ zu machen. Nachdem man die starke Basis eines Wir-Gefühls geschaffen hat, tritt man zur Seite. Und macht deutlich: Das, was wir wollen, wollt in Wahrheit ihr. Die Führungskraft stellt sich damit quasi in den Dienst der Gruppe und ist ihr Werkzeug.
Die Kehrseite der Medaille
Wo ein Team zum „wir“ findet, gibt es automatisch auch immer „die anderen“. Die, die nicht dazugehören. Und die werden in den meisten Fällen abgewertet. Das ist nicht sonderlich ehrenhaft. Aber menschlich. Und daher in der Realität auch kaum zu vermeiden. Gute Führungskräfte achten darauf, dass das Ganze nicht aus dem Ruder läuft. Zum Beispiel, indem sie die andere Seite auch hin und wieder mal aufwerten. Ihr Respekt zollen und die Hand reichen.
Destruktive Konzentration auf Feindbilder
Verpasst man die Gelegenheit, das Ganze hier und da zu entschärfen, läuft das Team Gefahr, sich ganz auf sich selbst zurückzuziehen. Heißt: Äußere Umstände, sprich: die anderen, sind schuld an allem, was schiefläuft. Die Ursachen für eventuelle Schwachstellen oder Misserfolge werden nicht mehr intern gesucht, sondern ausschließlich „da draußen“. Das ist nicht nur destruktiv. Sondern bindet durch die Konzentration auf das „Feindbild“ auch Energien und lässt die eigene Gruppe gerne gnädig über eigene Defizite hinwegsehen. Das bremst Weiterentwicklung und Fortschritt.