Versuchen wir doch einmal aus der Rückschau auf durchlebte Krisen und der daraus resultierenden Gelassenheit ein paar Tipps für den Umgang mit schwierigen Situationen abzuleiten.
Die Krise als Chance für agiles Lernen
Erstens: Es gibt keine Krise! Was existiert, ist eine Situation, die Risiken und negative Auswirkungen beinhaltet. Die Krise entsteht erst aus meiner Haltung und ist ein ganz persönliches Thema, denn jede schwierige Situation hat immer auch positives Potenzial. Wird nur die negative Seite betrachtet, ist die eigene Handlungsfähigkeit bereits massiv eingeschränkt.
Zweitens: Die meisten angeblichen Krisen zeichnen sich durch wenige, typische Faktoren aus:
- Informationsdefizite/Unsicherheit
- Zeitdruck
- Soziale Komplexität (s. erstens) und Widersprüche
Drittens: In der Krise zeigt sich wie unter einem Brennglas, wer Macher, Mitmacher oder Miesmacher ist. Das ist gut zu wissen für die Zeit danach.
Viertens und letztens: Gutes Krisenmanagement und schnelle Anpassung. Hier zeigt sich, wer hadert und wer handelt. Dabei wird das Handeln von massivem Lernen begleitet (Arbeiten im Homeoffice, virtuelle Meetings, Datenschutz etc.). Wie schnell und gut kann ich mit den neuen Anforderungen umgehen und mir Neues aneignen.
Dabei kann ich – ohne die nächste Krise zu kennen – mein Krisenmanagement optimieren.
- Vor der Krise: Ich übe schnelle Anpassungen an neue Situationen und nehme an Simulationen teil. Da in der Krise viele Weiterbildungen wegfallen und thematisch nicht vorbereitet sind, kann ich nur selbstgesteuert gut lernen. Meine Lernkompetenzen habe ich ausgebaut.
- In der Krise: Mein Vorgehen reduziere ich konsequent auf das Wesentliche:
– Situationsanalyse – Sicherung der verfügbaren Informationen
– Optionen entwickeln, bewerten und zügig entscheiden
– konsequentes Handeln
– Reflexionsschleifen und Nachjustieren
Dabei hilft mir das Verständnis um agiles Lernen: Ich verstehe meinen wichtigsten Lernbedarf und kann ungewöhnliche Wege für eine ungewöhnliche Situation entwickeln. Dazu nutze ich alle Ressourcen und Formate, von Videos über Kollegen bis hin zu neuen virtuellen Angeboten. - Nach der Krise: Sofort, wenn die Lage sich zu normalisieren scheint, sorgen professionelle Reviews und Retrospektiven dafür, dass alle Informationen und Erfahrungen gesichert und zur Vorbereitung der nächsten Krise nutzbar gemacht werden. Denn nach der Krise ist vor der Krise!
Agiles Lernen und Vernetzung
Egal in welcher Rolle ich in einem Unternehmen tätig bin, ich kann mich also selbst auf “Krisen“ vorbereiten. Ich lege großen Wert auf meine Bildung und eine gute Vernetzung. Alleine kann ich kaum etwas bewegen, als Gruppe dagegen sind wir viel handlungsfähiger. So kommen Lernformate ins Spiel, die auf Kollaboration, Kooperation und Interaktion setzen. Beispiel sind: virtuelle Barcamps, Working out Loud, Rapid Prototyping usw. Es ist alles da, man muss nur loslegen!
Wie ich Agiles Lernen für mich gestalten kann und damit auch mein Krisenmanagement besser gestalte, ist ausführlich und nachvollziehbar in unserem Buch Agiles Lernen beschrieben. Darin wird erläutert, welche Formate möglich sind, wie ich meinen Lernprozess erfolgreich gestalten und meine Lernkompetenzen ausbauen kann und wie die Rahmenbedingungen aussehen – denn in der Krise ist agiles Lernen Trumpf.
Deine Ressourcen für den Start ins moderne Lernen
- Literatur:
– Agiles Lernen (für Personaler und Führungskräfte, siehe oben), Haufe 2019
– Schnelleinstieg Agiles Personalmanagement, Haufe 2019 - Die eigenen Lernkompetenzen kennen:
– LEKAF Forschung (Studie „Gebrauchsanweisung fürs lebenslange Lernen“)
– LEKAF-Analyse (LEKAF = Lernkompetenzen von Mitarbeitern analysieren und fördern) - Beispiele:
– Liberating Structures
– Rapid Prototyping
– FOR-DEC – Entscheiden in Krisensituationen
– Working out loud